Adipositaschirurgie
Die Anzahl übergewichtiger Menschen nimmt seit Jahren in alarmierender Weise zu. Rund jeder dritte Österreicher ist übergewichtig und sollte aus gesundheitlichen Gründen sein Gewicht verringern. Mehr als 11% Prozent der Österreicher leiden unter Adipositas (Body Mass Index (BMI) >30kg/m²). Von morbider oder krankhafter Adipositas spricht man ab einem Übergewicht von 100% oder einem BMI von >40. Bei diesen ist eine Gewichtsreduktion aus medizinischer Sicht sogar dringend notwendig.
Wichtig für Sie ist die Tatsache, dass sich viele Adipositas bedingte Folgekrankheiten wie z.B. Bluthochdruck oder Zuckerkrankheit bei Gewichtsabnahme bessern. Eine Adipositasoperation hat also nicht nur zur Folge, dass Sie sich besser fühlen, sondern dass sich auch Ihre Gesundheit verbessert.
Die sinnvolle Behandlung der schweren Adipositas kann nur durch ein Team von TherapeutInnen (Internisten mit den Schwerpunkten Stoffwechselerkrankungen und Magen-Darmspezialisten, Diaetologen, Psychotherapeuten, Röntgenologen) erfolgen. Unsere Patienten werden daher von einer ganzen Reihe von Spezialisten behandelt, deren gemeinsames Ziel es ist, die beste Therapie zu planen und durchzuführen.
Die Entscheidung zur Operation der schweren Adipositas muss gut überlegt sein und darf nicht überstürzt erfolgen. Wir empfehlen unseren Patienten daher, mit schon operierten Patienten zum Beispiel im Rahmen einer Selbsthilfegruppe Kontakt aufzunehmen und sich selbst ein Bild zu machen.
Die Operation ist der Anfang und nicht der Abschluss der Behandlung. Erfolge sind nur dann zu erwarten, wenn es durch den chirurgischen Eingriff gelingt, eine Änderung des Essverhaltens und des Lebensstils zu erzielen. Eine unterstützende Betreuung auch nach der Operation ist daher sinnvoll und notwendig.
Um einen anhaltenden Therapieerfolg zu erreichen, sind laufende Kontrollen notwendig.
Folgende Kriterien müssen Sie erfüllen, um eine Bewilligung zur Kostenübernahme Ihrer Krankenkasse zu erhalten:
- BMI > 40
- In Einzelfällen BMI 35 – 40 und sehr schwerwiegenden Begleiterkrankungen (wie z.B. kaum einstellbarer insulinpflichtiger Diabetes mellitus)
- Alter zwischen 18 und 65 Jahren
- Keine anderen Krankheiten als Ursache Ihres Übergewichtes
- Guter Informationsstand, Kooperationsbereitschaft, Absicht, Ihre Essgewohnheiten völlig zu verändern, Bereitschaft am Nachsorgeprogramm teilzunehmen
- Erfolglose konservative Therapieversuche
- Psychologischer bzw. psychotherapeutischer Eignungstest
Es gibt heute mehrere sehr effektive chirurgische Methoden zur Gewichtsreduktion.
Diese Verfahren wirken auf zwei Arten und ist für PatientInnen mit einerm BMI von mehr als 40 kg/m² (35 kg/m² und Begleiterkrankungen) gedacht:
- Restriktive (Magenverkleinernde) Methoden, bei denen der Magen, durch Bildung eines „Vormagens“ (Pouch) so verkleinert wird, dass nur mehr geringe Nahrungsmengen gegessen werden können (Magenband und Sleeve Resection). Restriktive Verfahren bewirken eine Änderung des Sättigungsgefühls, das nach Aufnahme geringer Nahrungsmengen erreicht wird.
- Malabsorptive Methoden, bei denen die Verdauung durch Ausschaltung eines Dünndarmabschnitts beeinträchtigt wird (Duodenaler Switch und Magenbypass). Malabsorptive Operationen führen bei vielen Patienten zu einer Änderung des Appetits.
Die einfache Fettabsaugung ist keine Methode zur erfolgreichen Therapie der Adipositas.
Die Sleeve Resection
Neues Verfahren bei dem ein Teil des Magens entfernt wird, so dass ein länglicher Magenschlauch entsteht. Dadurch kann weniger Nahrung aufgenommen werden. Diese Operation lässt sich bei Bedarf später in einen Magenbypass oder Duodenal Switch umwandeln. Wird laparoskopisch durchgeführt.
Der Magenbypass (MB)
Operationsverfahren bei schwerer Adipositas (BMI>55), bei Patienten, die häufig naschen (vor allem Süßigkeiten) und geringe Essdisziplin einhalten. Wirkt durch Restriktion (Magenverkleinerung) und Malabsorption. Der Magenbypass ist eine etwas aufwendigere Operation, führt aber zu einer rascheren und größeren Gewichtsreduktion, die lange anhält. Lässt sich meist laparoskopisch durchführen.
Jeder chirurgische Eingriff birgt das Risiko von Komplikationen wie z. B. zu Blutungen, Organperforationen mit nachfolgender Bauchfellentzündung oder Wundheilungsstörungen. Die Operation an sich ist kein Bagatelleingriff!
Auf Grund Ihrer Adipositas und den bereits verbundenen Organbelastungen oder -schäden haben Sie primär ein erhöhtes Operations- und Narkoserisiko. Postoperativ können Ihnen Atemprobleme zu schaffen machen. Ein Aufenthalt an unserer lntensivstation unmittelbar nach der Operation kann daher durchaus erforderlich werden, ist aber sehr selten.
Nicht zuletzt haben Sie ein erhöhtes Thromboserisiko und es besteht daher die Gefahr eines Lungeninfarktes – trotz entsprechender Vorsorge. Es besteht die Möglichkeit, an dieser Operation bzw. an deren Folgen zu versterben! Die Wahrscheinlichkeit liegt aber unter 0,3 % und ist somit sehr gering. Chirurgische Eingriffe zur Behandlung der Adipositas sind daher als sehr sichere Verfahren anzusehen.
Als Erfolg gilt eine über mindestens 5 Jahre anhaltende Reduktion des Übergewichtes von mindestens 50%. Die Erfolgsrate betragen ca. 70% für die sleeve-Operation und 75% für den Magenbypass.
Der Gewichtsverlust erfolgt schrittweise. Er sollte zunächst bei etwa 1-1,5 kg pro Woche liegen. Es gibt Phasen, in denen oft über 4 Wochen kein Gewichtsverlust stattfindet, was völlig normal ist. Nach Sleeve und Magenbypass erfolgt die Gewichtsabnahme rasch und ist nach etwa 1 1/2 Jahren abgeschlossen.
Begleiterkrankungen bessern sich mit einer Wahrscheinlichkeit von 75%.
Die Umstellung des Körpers durch den Abbauprozeß ist sehr vielfältig:
- Abnahme von Frequenz sowie Menge an Stuhl
- Ev. Haarausfall und brüchige Nägel, Hautveränderungen (Ausreichende Eiweißzufuhr wichtig!)
- Blutdrucksenkung (gelegentlich vorübergehend verbunden mit Schwindel und Müdigkeit)
- Blutzuckersenkung (bei Diabetikern sehr erfreulich)
- Eventuell Steigerung des Lustgefühles und der sexuellen Aktivitäten, Normalisierung des Regelzyklus und der Fruchtbarkeit bei Frauen (eine sichere Verhütung einer Schwangerschaft ist daher in den ersten 2 Jahren nach der Operation sehr wichtig)
- Manchmal Schwierigkeiten mit der sozialen Integration
- Selten psychische Probleme
- Eventuell zu geringe Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen (vor allem nach Magenbypass und Duodenal Switch) – daher regelmäßige (im ersten Jahr alle 3 Monate, dann 2 mal pro Jahr) Blutkontrollen
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